Dritt- und Viertklässler unterwegs in ihrem Wohn-, Spiel- und Lernort!
Gemeindedetektive unterwegs - Was ist gut? Was könnte besser sein? Grundschüler gestalten ihren Lebens-, Lern- und Spielort
Kinder und Jugendliche sollen laut § 41a GemO der Kommunalverfassung in Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, beteiligt werden. Aus diesem Grund fand zum zweiten Mal eine Kinderbeteiligung für die dritten Klassen der Grundschule Herbolzheim und dem SBBZ Bernhard Galura sowie für die dritten und vierten Klassen der Grundschulen Wagenstadt und Broggingen statt. Im Unterrichtsplan als „Demokratietag“ versehen, konnten die Grundschüler ihr Interesse und Engagement an der Stadt und den vier Ortsteilen ausleben.
Am Montag, den 16. Oktober 2023, startete das Projekt für die Grundschüler der Kernstadt in der Grundschulturnhalle, am Dienstag, 17. Oktober 2023, für die Grundschüler der vier Ortsteile im Bürgerhaus in Tutschfelden. An beiden Tagen wurden die Kinder von Bürgermeister Gedemer und dem Kommunalberater Udo Wenzl begrüßt. Nach einer ersten Fragerunde rund um Gebäude und Institutionen in Herbolzheim und seinen Ortsteilen, wurden die Kinder in mehrere Kleingruppen aufgeteilt und erörterten an verschiedenen Stationen Themen wie die Stärken und Schwächen in ihrem Wohnort sowie ihre Idee zur Verbesserung. Darüber hinaus beschäftigten sie sich mit Fragen wie: Welche Rechte haben Kinder? Wie sieht der eigene Schulweg aus? Was würde ich anders machen, wenn ich Bürgermeisterin oder Bürgermeister von Herbolzheim wäre? Auch der amtierende Bürgermeister war aktiv dabei: er begleitete die Kinder dabei, auf einem Luftbild ihr Zuhause und ihre liebsten Spielorte zu finden, aber auch Plätze, welche die Kinder nicht für gut empfinden.
Im Anschluss an die Gruppenarbeitsphase machten sich die Grundschulkinder dann mit ihren Lehrkräften auf den Weg ihren Wohnort unter die Lupe zu nehmen. Als „Gemeindedetektive“ besuchten sie die für sie relevanten Stellen – begleitet von der Frage: Was ist dort gut und was sollte verbessert werden?
Seither werten die Schülerinnen und Schüler in ihren Klassen ihre Beobachtungen der Ortserkundung aus und dokumentieren mit Fotos und Aufschrieben ihre Veränderungswünsche und Anmerkungen, welche sie dann in der öffentlichen Sitzung am 09.11.2023 dem Gemeinderat vorstellen.
„Ich bin total begeistert, was ihr schon alles über eure Stadt wisst“ stellte Bürgermeister Thomas Gedemer in seinen Schlussworten fest und ist schon gespannt, auf die Anregungen und Ideen, die die Kinder vorbringen werden.
Sollten auch Sie Interesse an den Ergebnissen der Kinderbeteiligung haben, kommen Sie gerne zur öffentlichen Sitzung des Gemeinderats oder lesen Sie darüber zu gegebener Zeit auf unser Website nach.
Text: Emely Stöcklin
Kinderbeteiligung: Souverän, durchdacht und lösungsorientiert - Kinder der Gesamtstadt beeindrucken Gemeinderat und Bürgermeister
Ein so großes Publikum kommt normalerweise in Gemeinderatssitzungen selten zusammen. Da war sogar der erfahrenste Gemeinderat überrascht. Rund 80 Kinder waren gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrern in die Mensa der Emil-Dörle-Schule gekommen, um in der jüngsten Gemeinderatssitzung ihre Ergebnisse der Kinderbeteiligung vorzustellen. Was finden die Kinder gut und wo sehen sie Verbesserungspotenzial? Die Drittklässler aus der Kernstadt und die Dritt- und Viertklässler aus den Ortsteilen boten aufschlussreiche Ergebnisse und bereichernde Sichtweisen und versorgten die Erwachsenen mit viel Denkstoff. Die Vorschläge, die die Kinder gleich mitbrachten, sollen nicht in der Schublade verschwinden, so Bürgermeister Thomas Gedemer. Man werde gemeinsam schauen, was zeitnah umsetzbar ist.
Kinder und Jugendliche sollen laut § 41a GemO der Kommunalverfassung in Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, beteiligt werden. Aus diesem Grund fand zum zweiten Mal eine Kinderbeteiligung für die dritten Klassen der Grundschule Herbolzheim und dem SBBZ Bernhard Galura sowie für die dritten und vierten Klassen der Grundschulen Wagenstadt und Broggingen statt. Im Unterrichtsplan als „Demokratietag“ versehen, konnten die Grundschüler ihr Interesse und Engagement an der Stadt und den vier Ortsteilen ausleben. Mitte Oktober machten sich die Kinder in der Kernstadt und den Ortsteilen auf den Weg und erörterten an verschiedenen Stationen Themen wie die Stärken und Schwächen in ihrem Wohnort sowie ihre Idee zur Verbesserung.
Die Kinder bemängelten vor allem die vielen Zigarettenstummel, die sie rund um ihre Spielplätze gefunden haben. Zu Recht wünschen sich die Kinder hier mehr Rücksichtnahme von Erwachsenen sowie mehr Möglichkeiten, die Zigaretten zu entsorgen. Auch sonstigen Müll haben die Kinder gefunden und auf der Kritik-Agenda vermerkt. Die Grundschüler haben ihre Spielplätze genau unter die Lupe genommen und legten Bürgermeister und Gemeinderat Verbesserungsvorschläge vor. Für den Wunsch eines Karussells hatten die Kinder sogar nach einem passenden Gerät recherchiert, sodass sie bereits ein entsprechendes Angebot vorlegen konnten.
Ein großes Thema war auch die Sicherheit. Einige Kinder empfinden ihren Schulweg als gefährlich und hoffen auf Tempolimits. Einen besonderen Vorschlag zur Sicherheit von Kindern brachten die Drittklässler aus der Kernstadt mit. Sie wünschen sich sogenannte „Hin-Inseln“. Kinder sind Gewalt und vielen Gefahren meist schutzlos ausgeliefert. „Hin-Inseln“ oder „Notinseln“ zeigen Kindern in Notsituationen Fluchtpunkte auf, in denen sie Hilfe und Ansprechpartner finden. Das Projekt will Einzelhandelsgeschäfte, Banken, Apotheken usw. als „Hin-Inseln“ oder „Notinseln“ vernetzen.
Mit beeindruckender Souveränität und Überzeugungskraft stellten die Drittklässler ihre Anliegen dem Gemeinderat vor. Kritik und Wünsche waren dabei nicht das einzige, was sie mitbrachten. Im Gegenteil: Zu nahezu jedem negativen Punkt auf ihrer Agenda offerierten die Kinder Lösungen und Verbesserungsmöglichkeit vor. „Herbolzheim hat tolle Spielplätze, aber fremde Menschen finden die nicht“, sagte ein Drittklässler und empfiehl eine Beschilderung für die Spielplätze. Kinder aus Broggingen schlugen vor, die Dorfputzede mehr als einmal im Jahr zu veranstalten, um ihren Ortsteil noch sauberer zu machen.
Auch aufseiten der Lehrkräfte generierte das Projekt Kinderbeteiligung positives Feedback: „Das ist der Beweis für lebendige Demokratie“, so Frieder Janus, Lehrer an der Grundschule Herbolzheim. „Wir finden es toll, dass die Kinder heute die Hauptpersonen sind.“