Welttag des Wassers 22.03.2025
Die unsichtbare Leistung hinter unserer Wasserversorgung
Wasser ist für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit – es fließt aus dem Hahn, wird in der Kanalisation entsorgt und verschwindet ohne großes Aufsehen. Doch hinter dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit steckt ein hochkomplexes System, das in Herbolzheim von engagierten Fachkräften rund um die Uhr betreut wird. Zum Weltwassertag am 22. März macht die Stadt Herbolzheim auf die immense Bedeutung der verantwortungsvollen Arbeit in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Forstwirtschaft und Hochwasserschutz aufmerksam.
„Oft wird uns erst bewusst, wie wichtig eine funktionierende Wasserversorgung ist, wenn sie einmal nicht mehr reibungslos läuft“, sagt Bürgermeister Thomas Gedemer. „Doch unsere Teams in diesen Bereichen arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um unser Wasser zu sichern – ob es nun zu viel oder zu wenig davon gibt.“
„Oft wird uns erst bewusst, wie wichtig eine funktionierende Wasserversorgung ist, wenn sie einmal nicht mehr reibungslos läuft“, sagt Bürgermeister Thomas Gedemer. „Doch unsere Teams in diesen Bereichen arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um unser Wasser zu sichern – ob es nun zu viel oder zu wenig davon gibt.“
Wald als Wasserspeicher und Klimapuffer
Christian Funke, Förster der Stadt Herbolzheim, hebt die zentrale Rolle des Waldes für die Wasserversorgung hervor: „Unsere Wälder sind nicht nur Wasserspeicher, sondern auch Schutzschilde gegen extreme Wetterereignisse.“ Durch die zunehmende Trockenheit sinkt der Grundwasserspiegel, was besonders ältere Baumbestände schwächt. Die älteren Bäume mit ihren tieferliegenden Wurzeln kommen nicht mehr an ausreichend Wasser. Es bilden sich unter der Erde Klüfte und das Wasser fließt in diesen ab. Ein Zuviel an Wasser wie bei Starkregen wird über Dohlen unter den Fahrwegen abgeleitet. Dadurch wird zum einen verhindert, dass Wege abrutschen können, zum anderen wird das Wasser auf die Fläche geleitet, wo es dann versickern kann. Um Wasser im Wald halten zu können, setzt die Stadt auf nachhaltige Forstwirtschaft und innovative Projekte wie „Wasserspeicher Wald: Potenziale für den dezentralen Wasserrückhalt“ zusammen mit Kenzingen und Freiamt. „Durch Retentionsbecken im Wald können wir die Temperaturen senken und Feuchtigkeit länger speichern – eine natürliche Klimaanlage für den Wald.“ Auch die Bewirtschaftung folgt anderen Regeln als früher. Anders als damals werden heute nicht mehr komplette Flächen gerodet und anschließend neu bepflanzt. Stattdessen gibt es einen Dauerwald, der aus Bäumen gemischten Alters besteht und nur durch gezielte Fällungen reduziert wird.
Trinkwasser – eine Ressource, die geschützt werden muss
In Herbolzheim stammen 50 % des Trinkwassers aus 6 Quellen im Bleichtal und 50 % aus dem Tiefbrunnen Entennest. Die Ortsteile sind zu 100 % mit Quellwasser versorgt, welches im Hochbehälter von Bleichheim über einen Juraperlfilter gereinigt, entsäuert und aufgehärtet wird. Um die Versorgung zu sichern, wurde vergangenes Jahr eine interkommunale Wasserleitung nach Ringsheim gebaut, über die nochmals 100.000 Kubikmeter Brunnenwasser pro Jahr dazu kommen. Da die Wasserhärte früher sehr geschwankt hat (10 – 22 Grad deutscher Härte), kann es nun durch das Brunnenwasser aus Ringsheim dauerhaft auf 15 Grad stabilisiert werden. Doch die natürlichen Wasservorkommen schwinden. „Früher hatten wir eine Quellschüttung von 16 Litern pro Sekunde, heute sind es nur noch acht“, berichtet Jörg Sauerburger, Wassermeister der Stadt. Sauerburger und seine zwei Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die Wasserqualität, sondern auch um den Austausch der Zähler und die Wartung des 46 Kilometer langen Leitungsnetzes. „Wenn ein Rohrbruch auftritt, sind wir sofort zur Stelle – unsere Rufbereitschaft gilt 24/7“, so Sauerburger, der über Umwege zu dem Beruf „geprüfter Wassermeister“ gekommen ist. Die Kontrolle der Wasserqualität ist ein nicht unerheblicher Teil der täglichen Arbeit. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt werden monatlich die Nitratwerte und die Mikrobiologie beprobt. Einmal im Jahr findet bei jedem Ortsnetz eine größere Beprobung statt bei der auch auf PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sogenannte „Ewigkeitschemikalien“ getestet wird. Die Werte werden anschließend auf der Webseite veröffentlicht.
Abwasserreinigung – eine stille, aber essenzielle Aufgabe
Tag für Tag werden in der Herbolzheimer Kläranlage maximal knapp 14000 Kubikmeter Abwasser gereinigt. Mike Lepage, Abwassermeister der Stadt, erklärt: „Die Reinigung erfolgt in mehreren Stufen: Erst mechanisch durch Rechen, Sand - und Fettfang, danach setzt sich im Vorklärbecken der Rohschlamm ab, der wiederum im Faulturm weiterverarbeitet wird. Im Anschluss folgt die biologische Reinigung durch Mikroorganismen bei der Stickstoff und organische Massen eliminiert werden und schließlich die chemische Reinigung zur Entfernung von Phosphat. Der anfallende Schlamm kommt in den Faulturm, wird dort mineralisiert (organischer
Abbau) und in Folge dessen Klärgas gewonnen, mit dem wiederum geheizt wird. Künftig gewinnt die Anlage dadurch auch Strom, der wiederum direkt verbraucht werden kann. Dies ist ein großer Schritt in Richtung Energieautarkie. Über anfallende Abwärme, die aus dem zukünftigem BHKW zur Stromerzeugung gewonnen wird, kann ebenfalls Energie zurückgewonnen werden.
Der übrig bleibende Klärschlamm aus dem Klärbetrieb wird künftig zum Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht zur Monoverbrennung gebracht und dort entsorgt. Besondere Herausforderungen stellen Starkregenereignisse dar, die das System belasten. „Letztes Jahr hatten wir 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser – der größte Teil davon war Regenwasser, nur ein Drittel stammte aus der Gemeinde,“ erklärt Lepage, der Nachfolger von Walter Striegel. Die steigenden Anforderungen durch Zuzug und mehr Industrie machten Investitionen nötig: Die Modernisierung der Kläranlage, mit einem Gesamtvolumen von 14 Millionen Euro, soll die Kapazität für die Zukunft sichern. Künftig können maximal 220 l/ Sekunde statt bisher 160 l/Sekunde gereinigt werden. Mike Lepage und seine drei Mitarbeiter haben auch weiterhin genug zu tun. Die Kläranlage wird wie auch das Wasserwerk durch die untere Wasserbehörde überwacht. Für die täglichen Kontrollen betreibt die Kläranlage selbst ein kleines Chemielabor, deren Ergebnisse alle im Laborprotokoll notiert werden müssen.
Hochwasserschutz – Sicherheit durch vorausschauende Planung
Auch der Hochwasserschutz ist eine zentrale Aufgabe der Stadt. „Unsere drei technisch gesteuerten Rückhaltebecken sind permanent überwacht“, erklärt Jürgen Rauer, Leiter des Stadtbauamtes. Das größte ist in den Erlenmatten (2004), eines oberhalb des Kirnbach (2009) und das jüngste Sanierungsprojekt, das Rückhaltebecken Goldbrunnen (Kosten 1,6 Mio €) zeigt, wie viel technischer Aufwand hinter dem Hochwassermanagement steckt. Die Arbeit übernehmen zwei Mitarbeiter des Bauhofes sowie ein Lohnunternehmer. Zusätzlich zu den drei großen gibt es noch weitere ältere, ungesteuerte Rückhaltebecken in Broggingen, unterhalb von Herbolzheim in der Nähe der Kapelle Maria-Sand. Das Wasser aus den Rückhaltebecken darf auch immer nur geregelt abgelassen werden.
Hinter den Kulissen eines sicheren Wassermanagements
Ob Trinkwasser, Abwasser, Hochwasserschutz oder die Bedeutung des Themas Wasser im Wald – die Fachkräfte in Herbolzheim arbeiten meist für die Öffentlichkeit unbemerkt, doch ihre Arbeit ist essenziell für das tägliche Leben. „Wasser ist ein hochtechnisches Thema geworden“, betont Bürgermeister Gedemer. „Unsere Systeme werden ständig überwacht und verbessert, um auch in Zukunft eine sichere Versorgung zu gewährleisten.“ Dazu greifen alle vier Bereiche eng verzahnt ineinander.
Zum Weltwassertag am 22.03.2025 ruft die Stadt dazu auf, bewusster und verantwortungsvoll mit der wertvollen Ressource Wasser umzugehen – denn hinter jedem Tropfen steckt eine enorme Leistung.
icon.crdateArtikel vom: 21.03.2025