80. Jahrestag der Deportation der Familie Spindler aus Herbolzheim
Gedenken an die Vergangenheit – Mahnung für die Gegenwart
24. März 1943 – 16.41 Uhr - der Zug, welcher die Sinti-Familie Spindler in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und damit in den sicheren Tod bringen wird, verlässt den Bahnhof Herbolzheim.
Bei Tagesanbruch des 24. März wurde die in Herbolzheim wohnhafte 14-köpfige Familie und die zu Besuch weilenden Rosa Wagner sowie deren neun Monate alte Tochter Juliata durch die Kriminalpolizei Freiburg verhaftet. Im Lauf der Verhöre wurde dem Familienoberhaupt Peter Spindler wegen seiner Kriegsverdienste als Festungssoldat in Thorn und seiner Sinti-untypischen Erscheinung der Verbleib in Herbolzheim anheimgestellt, was er aber ablehnte. Es hätte ihm – wie dem Großteil seiner in Freiburg lebenden Verwandtschaft – die Sterilisation gedroht. Nachdem schließlich die Frauen noch durch die städtische Hebamme auf Schwangerschaftsverdacht untersucht worden waren, geleitete die Polizeieskorte die Familie zum Bahnhof auf den Weg in das größte deutsche Vernichtungslager im polnischen Schlesien
Nur die beiden Söhne Franz und Lorenz überlebten in verschiedenen Konzentrationslagern.
Seit dem Jahr 2000 befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Schicksal der Familie Spindler und widmete sich der Aufgabe, das dunkle Kapitel der Stadtgeschichte aufzuarbeiten. Bertram Jenisch, Friedrich Hinn, Otto Zinsser, Reinhold Hämmerle und Bürgermeister Ernst Schilling gehörten dazu.
Nun im Jahr 2023 jährt sich die Deportation zum 80 Mal. Die Stadt Herbolzheim wird aus diesem Anlass am Freitag, 24. März 2023 den Geschehnissen gedenken, wozu Bürgermeister Thomas Gedemer die BürgerInnen und Bürger ganz herzlich einlädt.
Folgende Veranstaltungen sind vorgesehen:
16.30 Uhr
Gedenkstunde mit Kranzniederlegung am Mahnmal Ecke Eisenbahn-/ Grünestraße unter Mitwirkung von SchülerInnen und der Schulleitung der Emil-Dörle-Schule. Daniel Spindler und sein Sohn Michael übernehmen die musikalische Umrahmung.
19.30 Uhr
Forum in der Mensa der Emil-Dörle-Schule, Moltkestraße 66, Herbolzheim mit Vortrag von Herrn Professor Heiko Haumann: „Das Schicksal der Familie Spindler – Mahnung für die Gegenwart“ mit anschließender Gesprächsrunde u.a. mit Jost Grosspietsch, Sprecherrat der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen (LAGG), Benjamin (Dislo) Harter, Integrationsbeirat für Sinti und Roma, Dr. Mehmet Daimagüler, der erste Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Sintizze sowie Roma und Romanja in Deutschland sowie Ernst Schilling, Bürgermeister a.D.. Die musikalische Umrahmung übernimmt Ismael Reinhardt, Enkel von Laurentius Spindler.
Nach der Gedenkstunde am Mahnmal und vor dem Beginn des Forums besteht die Möglichkeit zur Besichtigung einer Ausstellung in der Mensa der Emil-Dörle-Schule, Moltkestraße 66, Herbolzheim.